Jo Soppa |
Heiß begehrt
Motorräder scheinen sich auf der Beliebtheitsskala im Aufwind zu befinden. Das betrifft nicht nur die nach oben kletternden Neuverkäufe, sondern auch eher uncharmante Besitzerwechsel. Die Polizei meldet im jungen Jahr bereits einen deutlichen Anstieg an Motorraddiebstählen.
Dabei scheinen die Diebe mit besonderer Dreistigkeit ans Werk zu gehen. Selbst umfangreich gesicherte Motorräder in abgeschlossenen Garagen schrecken die Langfinger vor dem Zugriff nicht ab. Mitunter werden sogar vor den Garagen abgestellte Autos erst mühsam mit Hubtechnik beiseite gerollt, um an das Objekt der Begierde heranzukommen.
In der Regel sind das hochwertige, neuwertige Fahrzeuge. Oft wurden diese Motorräder in Internetplattformen zum Verkauf ausgeschrieben. Solche neuwertigen Fahrzeuge sind entsprechend teuer und damit für den typischen Gebrauchtkäufer unattraktiv. Ergo werden derartige Fahrzeuge zumeist über einen längeren Zeitraum angeboten. Genug Zeit für die offenbar systematisch vorgehenden Diebe, die Lage zu sondieren und dann gezielt zuzuschlagen. Denn mit großer Sicherheit werden die ausgekundschafteten Motorräder nach einem Auftragsmuster geklaut. Und nicht immer dürfte das Kerninteresse dem kompletten Fahrzeug gelten. Oft sind es einzelne Komponenten, auf die es die Diebe abgesehen haben. Was bei den zum Teil astronomischen Ersatzteilpreisen nicht weiter wundert.
Für die Geschädigten ist es nicht alleine der materielle Verlust, der schmerzt. Es folgt der zeitraubende Kleinkrieg mit Behörden und Versicherung, aber besonders drückend dürfte in den meisten Fällen das Gefühl wiegen, dass dubiose Figuren viel zu weit in die eigene Privatsphäre vorgedrungen sind. Man fühlt sich verletzt und schutzlos. Wie weit gehen solche Gestalten beim nächsten Mal? Stehen sie irgendwann nächtens neben dem Nachtischchen und betäuben einen im besten Fall nur, um auch noch an Schlüssel und Papiere zu kommen?
Wieder einmal geht es um Informationen, die man von sich via Internet an die Öffentlichkeit gibt. Über ein paar eingesammelte Daten ist heute jeder porentief ins Private hinein ausspionierbar geworden. Die arglos veröffentlichte Verkaufsanzeige, der Anruf eines Interessenten, der nur ein paar übliche Fragen stellt, ein paar Suchbegriffe in den einschlägigen Portalen. Schon kann die Schlinge enger und schließlich ganz zugezogen werden.
Wer sich gegen unliebsame Gäste schützen will, dem bleibt also nichts weiter übrig, als sein Verkaufsangebot aus der Privatsphäre auszulagern. Also das Motorrad entweder gleich als Inzahlungsnahme beim Händler lassen, oder das gute Stück über einen Treuhänder veräußern. Das kostet, aber der gesparte Ärger ist möglicherweise wertvoller.
Probleme beim Befriedigen der Besitzeslust kann es in diesem Frühjahr aber auch anderweitig geben. Besonders attraktive Neuerscheinungen, wie etwa die BMW S 1000 R und vor allem die bis in den Herbst hinein ausverkaufte R nineT, lassen den Handel frohlocken und Teile der Kundschaft Trübsal blasen. Auch die beiden MT-Neuheiten von Yamaha erfreuen sich großem Zuspruch, was in dem einen oder anderen Fall zu Wartezeiten führen mag.
Für alle aktuellen und zukünftigen Besitzer der genannten Motorräder haben wir in dieser Ausgabe zumindest den richtigen Lesestoff zusammengestellt. In der April-Ausgabe erwartet Sie diesmal kein müder April-Scherz, sondern alles Wissenswerte zum neuen Power-Naked-Bike aus dem Hause BMW und darüber hinaus prickelnde Aussichten auf Yamaha-Neuheiten, die sich auf Basis der beiden MT-Modelle verwirklich lassen könnten. Ein wenig Zukunftsmusik mit hohem Wahrscheinlichkeitsgehalt also.
Gute Unterhaltung mit dem Frühlings-MO und keine unliebsamen Überraschungen beim Öffnen der Garage wünscht
Jo Soppa,
Chefredakteur