2012-03 – Leitartikel

Jo Soppa - Chefredakteur MO

Jo Soppa

Alt und Neu 

Wenn das Umbaufieber zuschlägt, kann auch das billige Second hand-Schätzchen ganz schön teuer werden

Zugegeben, die Menschen in Japan treiben derzeit ganz andere Fragen um. Antworten, wie man die Welt mit schönen Motorrädern beglücken kann, stehen da verständlicherweise nicht im Mittelpunkt. Auf der anderen Seite ist das rohstoffarme Japan – ebenso wie Deutschland – dazu gezwungen, mit raffiniert und hochwertig veredelten Materialien möglichst schwunghaften Handel zu treiben. So gesehen liegt die Lösung der japanischen Probleme, wenn auch zu kleinem Teil, in der Erschaffung attraktiver, begehrenswerter Motorräder.

So ähnlich muss man das auch im traditionsreichen, weiträumig verästelten Kawasaki-Konzern sehen. Seit geraumer Zeit hat der ehedem kleinste der japanischen Motorrad-Hersteller so etwas wie die Führungsrolle im Quartett der großen Vier übernommen. In der Superbike-Klasse schreiten die „Grünen“ mit der attraktiven ZX-10R mutig voran, und auch sonst ist man in Akashi sichtbar bemüht, mit Eigenständigkeit und expressivem Design klare Zeichen am Markt zu setzen.

Recht windstill blieb es in letzter Zeit dagegen bei Yamaha und vor allem rund um Suzuki. Es ist schon erstaunlich, wie schnell heutzutage eine Marke aus dem Fokus entschwinden kann, wenn man nichts für deren Werterhalt tut. Und das, obwohl es an der Produktqualität nichts Grundsätzliches auszusetzen gibt. Speziell Yamaha darf man in diesem Punkt durchaus eine hervorragende Stellung zusprechen.

Und wie sieht es bei Suzuki aus? MO-Testchef Guido Kupper war dieser Tage bei der Vorstellung der neuen GSX-R 1000 in Spanien. Vor der Abreise packte er noch mit gemischten Gefühlen seine Lederkombi in die Sporttasche. Allzu lau schienen die angekündigten Neuerungen des „Gixxers“ fürs aktuelle Jahr ausgefallen zu sein. Es roch ein wenig nach „altem Wein in neuen Schläuchen“. Denn die neue GSX-R 1000 verzichtet nach wie vor auf alle elektronischen Segnungen, die offenbar für einen Verkaufserfolg im Jahr 2012 unabdingbar sind: kein ABS, keine Traktionskontrolle – und obendrein auch keine 200 PS, wie es BMW und Kawasaki vorexerzieren. Guido kam dennoch sehr angetan von der Pressevorstellung zurück. Warum das so ist, lesen Sie in seinem Fahrbericht ab Seite 40, dem wir noch eine Modellübersicht samt Gebrauchtkauftipps für die GSX-R 1000 ab Modelljahrgang 2001 angehängt haben.

Womit wir beim nächsten Thema sind: Gebrauchtkauf. Runde 15000 Euro kostet die neue GSX-R 1000. Für die gebotene Hochleistungs-Technik sicher nicht zu viel Geld. Gemessen an der tatsächlich für Otto Norm im Jahr 2012 herrschenden Euro-Kaufkraft aber eine stolze Summe. Verständlicherweise suchen immer mehr Leute ihr Motorradglück in einer Schönheit aus zweiter Hand. Und tatsächlich, wer die Angebote sichtet, ist erstaunt, was für herrliche Motorräder für ein Drittel der genannten Summe bereit stehen. Wobei auch die Liebe zu Alteisen rasch ins Geld gehen kann. Zumal, wenn plötzlich der große Basteltrieb einsetzt.
Extrem schöne Beispiele haben wir in unserem großen Spezialteil zusammengetragen. „Das zweite Leben“, so heißt das Motto dieser ebenso bildlastigen wie zu Eigeninitiative anregenden Strecke. Einstmals gut abgetragene Motorräder sind da zu sehen, die dank kundiger Hand und cleverer Ideen zu neuem Leben kamen. Zu offensichtlich sehr vitalem Leben, denn mit verblüffend frischem Erscheinungsbild kann manche dieser bemerkenswerten Eigenkreationen durchaus als Vorlage für die großen Hersteller dienen. Staunen Sie mit, ab Seite 50.
Schließlich noch ein paar Worte in eigener Sache. Immer wieder bekommen wir Zuschriften oder Anrufe, unser MO, oder einer unserer Sondertitel wie „Klassik Motorrad“, „BMW Motorräder“ oder das „Testjahrbuch 2012“, sei im Wohnumfeld des jeweiligen Interessenten nicht oder nur schwer zu erhalten. Speziell aus dem norddeutschen Raum erreichen uns solche unerfreulichen Nachrichten.

Nun sind MO und die genannten Schwester-Ausgaben keine Massentitel, die in jeder kleinen Dorfbäckerei ausliegen können. Unser Tipp: Sprechen Sie Ihren nächstgelegenen Zeitschriftenhändler direkt an. Er kann Ihnen beim Zeitungs-Grossisten das gewünschte, aktuelle Heft bestellen. Wenn Sie bei ihm Stammkunde sind, wird er das sogar gerne machen. Eine weitere Möglichkeit bietet Ihnen das Internet. Unter www.presse-kaufen.de finden Sie treffsicher die nächste MO-Verkaufsstelle in Ihrer Nähe. Und: Neue wie ältere Ausgaben können Sie auch direkt beim Verlag bestellen. Die Kontaktadresse finden Sie im Impressum auf der vorletzten linken Seite in diesem Heft, oder im Netz unter www.mo-web.de. Nicht zu vergessen: Wenn Ihnen MO gefällt, zögern Sie nicht, die Zeitschrift mit Preisvorteil zu abonnieren. Das Heft landet dann sicher verpackt und pünktlich in Ihrem Briefkasten.

In diesem Sinne wünsche ich informative und inspirierende Unterhaltung mit Ihrem März-MO.

Jo Soppa, Chefredakteur

  

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