2013-01 Leitartikel

Jo Soppa - Chefredakteur MO

Jo Soppa

Motorrad des Jahres
Die faszinierende Ducati konnte viele MO-Redakteure nicht für sich einnehmen

Immer dann, wenn sich das Jahr dem Ende zuneigt, geht es ans Zusammenzählen. Dann wird nicht nur Kasse gemacht, sondern auch das Motorrad des Jahres gewählt. Unter Federführung der spanischen Zeitschrift „Solo Moto” hat sich ein internationaler Zusammenschluss aus Motorrad-Medien gefunden, der in gemeinsamer Abstimmung ein Motorrad ganz nach oben aufs Schild hebt. Voraussetzung für die Wahl ist lediglich, dass es sich um ein aktuell kaufbares Produkt handeln muss. Somit sind die letzten Messeneuheiten, die zwar restlos begeistern, aber eben noch nicht im Testbetrieb erprobt wurden, von der Aktion ausgeschlossen. Wenig überraschend fiel die Wahl in diesem Jahr auf die Ducati Panigale. Besonders die Kollegen in den südlichen Ländern sind Feuer und Flamme für den aufregendsten Sporttwin, den es derzeit zu kaufen gibt.
Bei der internen MO-Wahl konnte sich die Panigale dagegen nicht wie erwartet durchsetzen. Denn ganz basisdemokratisch darf jedes Redaktionsmitglied seine drei Jahres-Favoriten bestimmen, woraus dann die Redaktions-Gesamtwahl im klassischen Punkte-Auswahlsystem festgelegt wird. Und so kristallisierte sich recht schnell und überdeutlich heraus, dass im Hause MO ein Motorrad im Jahr 2012 einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen hat: die Husqvarna 900 Nuda. Für uns ist sie so etwas wie die aktuelle, moderne Essenz eines klassischen Straßen-Motorrads. Sie ist potent, beweglich, verfügt über einen ungemein inspirierenden Motor – und sie ist vor allem in bezahlbaren Regionen angesiedelt. Eine Panigale ist da, was das Technikpaket angeht, fraglos noch faszinierender. Aber wer die Ducati nicht nur auf der Rennstrecke erleben durfte, sondern sie mit den Anforderung an ein Straßenmotorrad konfrontierte, der mag zu der Feststellung gelangt sein, dass die adrette Verpackung zwar ein hinreichender Kaufgrund sein kann, der Lustgewinn beim Fahren aber letztlich mehr wiegt. Und in diesem Punkt wird bei der wunderbar faszinierenden Ducati alles unter 100 km/h schnell zur unerträglichen Last. Sie ist eben als Rennstreckentier geboren, und nur dort fühlt sich das Motorrad auch richtig wohl. Und mit ihm sein glücklicher Besitzer, vorausgesetzt, er kann dem Motorrad eine entsprechende fahrerische Potenz entgegen halten.
Weil für uns die schöne Leichtigkeit des Motorradseins aber mindestens ebenso wichtig ist, landete auf Platz zwei zwar ein italienisches Motorrad, aber – wie im Falle der gleichfalls in Italien produzierten Husqvarna – eines ohne Lenkerstummel. Die „kleine” MV Agusta Brutale 675 begeisterte die MO-Redaktion mit feschem Design, hochwertiger Machart, tollem Fahrspaß und einmal mehr mit einem Kaufpreis, der noch mit beiden Beinen im realen Leben verankert ist.
Dass uns auch teure Motorräder mit Lenkerstummel überzeugen können, beweist unser Platz 3. Ganz lokalpatriotisch hat sich die MO-Redaktion zu einem Daumen-hoch in Richtung der für bayerische Verhältnisse nach gerade unverschämt prickelnden BMW HP4 entschieden. Ähnlich wie bei der Ducati gehen auch hier die Ansichten zum Thema Erscheinungsbild von „Knorpelfisch” bis „Traum” weit auseinander, aber wer die BMW fahren konnte, kam nicht umhin, dem derzeit leistungsstärksten Serien-Superbike trotz aller Radikalitäten auch noch in Sachen Alltagstauglichkeit Bestnoten zu attestieren. Von den schön gemachten Details der edlen HP-Version einmal ganz zu schweigen.
Soweit unsere Sicht der Dinge. Wie unsere internationalen Kollegen ihre Traummotorräder des Jahres beurteilen, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Zudem lassen wir die Gelegenheit nicht aus, Ihnen zu sagen, wie Sie und Ihr Motorrad bestmöglich über den Winter kommen. Und wenn Sie wissen möchten, was sich bei Moto Guzzi tut, dann sind Sie bei MO traditionell ohnehin an der richtigen Adresse.

Frohe Festtage wünscht

Jo Soppa (Chefredakteur)
 

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